Auf Minen lässt es sich schlecht träumen! - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 14.02.2003


Auf Minen lässt es sich schlecht träumen!
Anja Kesting

Die Blauhelme ziehen ab. Im Schützengraben bleibt ein Bosnier zurück, liegend auf einer Mine, die bei der kleinsten Bewegung zu explodieren droht. Ein Bild, das die Situation in Bosnien repräsentiert




Der bosnische Wettbewerbsbeitrag in Cannes 2001 "No Man´s Land" von Danis Tanovic spiegelt authentisch die Situation in Bosnien wider.
Er bringt die verfahrende Lage im Ex-Jugoslawien auf den Punkt: Französische Uno Soldaten wollen helfen, werden aber von den Blauhelm-Generälen darin gehindert, diese wiederum belügen vorsätzlich die Medien. Der Regisseur prangert unmissverständlich das Nichthandeln der Un-Truppen an, kultiviert umschrieben als Neutralität. Tanovic, während des Krieges Kameramann bei der bosnischen Armee, bringt mit Sensibilität und dem nötigen Hintergrundwissen dem Publikum eindrucksvoll die verhärteten Fronten beider Parteien näher, ohne dabei in Schuldzuweisungen zu verfallen.

Der "kleine Zwischenfall" beginnt in einer nebligen Frühlingsnacht.
Die Nachschubtruppe der Bosnier verirrt sich auf dem Schlachtfeld und muss am Morgengrauen feststellen, dass sie sich Auge in Auge mit dem Feind befindet, der auch sofort das Feuer eröffnet. Nur Ciki (Branko Djuric) kann sich in einen Schützengraben retten. Zu ihm stößt später der Serbe Nino (Rene Bitorajac), der gemeinsam mit seinem Kriegskameraden den Bosnier Cera (Filip Savagogic) vermint hat.

Zwischen ihnen entbrennt ein Kampf um Schuld, Überlegenheit und Überleben. Einstweilen keimt die Hoffnung bei den ZuschauerInnen auf, dass die beiden sich verbünden, um gemeinsam den Graben unversehrt zu verlassen oder wenigstens den dritten Mann retten zu können. Doch weitgefehlt. Der Hass, das Misstrauen und die Abneigung zwischen den beiden Völkern sitzt so tief, dass es kein glückliches Ende geben kann.

Die herbeigerufene UNFOR-Truppe ist machtlos, weil die obersten Vorgesetzten ein Einschreiten verbieten. Erst unter den Druck der Medien werden sie tätig. Die Abgebrühtheit der Journalisten und ihr nur auf Quote bedachtes Handeln verdeutlicht TV-Reporterin Jane Livingstone (Katrin Cartlidge): "Ein Graben ist wie alle Gräben", hindert damit wissentlich ihren Kameramann, eine Schlusseinstellung vom Schützengraben zu machen. Dort liegt alleingelassen, hilflos in der Sonne bratend, Cera... . Er wird seinem unabänderlichen Schicksal überlassen, Sinnbild auch für das Los von Bosnien.

"No Man´s Land" erhielt 2001 in Cannes den Preis für das beste Drehbuch, 2002 wurde die filmische Glanzleistung von Tanovic mit dem Oscar und dem Golden Globe für den besten ausländischen Film ausgezeichnet.



No Man´s Land
Originalton mit Untertiteln
Frankreich/Belgien/Slowenien/Großbritannien
Regie: Danis Tanovic
Branko Djuric, Rene Bitorajac, Filip Sovagovic, Katrin Cartlidge
Kinostart: 20 Februar 2003
98 Minuten
www.arsenalfilm.de


Kunst + Kultur

Beitrag vom 14.02.2003

AVIVA-Redaktion